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Hilfe für Menschen mit Behinderung in Ukraine


Evakuierungsfahrten mit großem LICHTENAU-Bus aus dem Kriegsgebiet



Hessisch Lichtenau, 21. April 2022. Zahlreiche Städte in der Ukraine sind zerbombt, Straßen sind zertrümmert - während viele Menschen zu Fuß die Flucht ergreifen, bleiben schnell jene zurück, die aufgrund einer körperlichen Behinderung schlechtere Chancen haben, sicher aus dem Kriegsgebiet zu gelangen. Genau diese Menschen benötigen gesonderte Unterstützung. Axel Ermke aus Wabern, Mitarbeiter der gemeinnützigen Organisation "Hoffnung für Dich e.V.", hat sich diese Aufgabe zur Herzensangelegenheit gemacht. Unter der Organisation der Evangelischen Allianz Deutschland (EAD) war der 66-Jährige bisher dreimal in der Ukraine, um Menschen mit Behinderung und ihre pflegenden Angehörigen vor dem Krieg zu retten - Hunderte Menschen konnten Axel Ermke und viele weitere Ehrenamtliche bisher evakuieren. Zur Verfügung steht ihm dabei der große und behindertengerechte Bus von LICHTENAU e.V.

"Der Bus ist eine große Entlastung. Manche der Betroffenen müssen liegend transportiert werden, dafür bietet er viel Platz", erklärt der 66-Jährige. Darüber hinaus gibt es neben 41 Sitzplätzen noch sechs bis acht Rollstuhlplätze und einen Aufzug für die Rollstühle. "Die Menschen haben sehr große Anstrengungen hinter sich, wenn sie zu uns kommen. Sobald sie im Bus sitzen und wir die Ukraine hinter uns gelassen haben, fällt ihre Anspannung merklich ab", erklärt er.

Die Evakuierungsfahrten organisieren insbesondere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Netzwerks der Evangelischen Allianz Deutschland in Zusammenarbeit mit Organisationen und Ehrenamtlichen aus ganz Europa. Darunter Martina Köninger vom EAD-Arbeitskreis Perspektivforum Behinderung in Hamburg, Anna Zamkowska als Partnerin in Polen und Galyna Tsymbal-Kovbasa von einer ukrainischen Hilfsorganisation. Sie bringt Menschen aus dem ganzen umkämpften Land zur zentralen Evakuierungsstelle nach Luzk ins Agape-Zentrum - etwa 80 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. Dort holt Axel Ermke die Geflüchteten mit dem LICHTENAU-Bus ab und bringt sie in Unterkünfte in Europa, etwa in die Niederlande, die Schweiz und Deutschland.

Auf seinen Fahrten, bei denen Axel Ermke stets von einem zweiten freiwilligen Fahrer zur Ablösung unterstützt wird, erlebt der 66-Jährige auch allerhand Abenteuerliches: Sei es eine defekte Hintertür, die in einer polnischen Werkstatt wie selbstverständlich kostenlos repariert wurde, oder auch ein brennender Handyakku, der den Bus innerhalb kurzer Zeit in eine Räucherhöhle verwandelte. Neben zahlreichen Erlebnissen, die den 66-Jährigen im Nachhinein zum Schmunzeln bringen, sind es aber vor allem die Begegnungen mit den Menschen, die sein Leben und seine Erinnerungen nachhaltig geprägt haben. "Der Krieg trennt ganze Familien, Väter und Brüder bleiben zurück. Sie wissen nicht, ob sie sich je wieder sehen werden. Diese Szenen sind herzzerreißend", schildert er.

Besonders berührt habe ihn die Geschichte eines zwölfjährigen ukrainischen Jungen. Im Rollstuhl sitzend konnte er nicht wie die anderen Bewohner seines Hauses im Keller Schutz suchen, erzählt er Ermke. Gemeinsam mit seiner Mutter habe er sich in der Speisekammer der Wohnung versteckt, als in Kiew die Bomben fielen. Nach zwei Tagen sei er mit seiner Mutter in den Wald geflohen, gelangte nach Luzk und später in den LICHTENAU-Bus auf den Weg aus dem Kriegsgebiet. "Er sagte zu uns: 'Ihr habt uns das Leben gerettet.'", erinnert sich Axel Ermke. Er sei sehr froh, den Menschen in der Ukraine helfen zu können. Sein Glaube treibt ihn dabei an. Menschen in Not zu dienen, sei sein oberstes Anliegen. Die Ukrainer begegnen ihm stets mit großer Dankbarkeit.

Neben all den Schicksalen erlebe er aber auch ein hohes Maß an Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Solidarität. Die polnische Grenzpolizei habe die Geflüchteten im Bus mit Getränken und Verpflegung versorgt. Auch in den Übernachtungsstationen könne man immer auf eine warme Mahlzeit zählen - selbst, wenn der Bus erst mitten in der Nacht eintrifft. Und wenn Axel Ermke wieder einmal in die Ukraine aufbricht, so fährt er niemals leer: Er kann stets auf die Spenden vieler Menschen aus der Region zählen. Neben unzähligen Konserven und Hygieneartikeln fanden zuletzt noch 20 Rollstühle, zehn Rollatoren sowie ein elektrisches Pflegebett im großen LICHTENAU-Bus Platz.